Was ist so smart am Smart Home?

Smart Home als Begriff ist irgendwie zu einem echten Buzzword geworden. Alles, was eine IP-Adresse hat, wird als Smart bezeichnet. Doch was genau ist das “Smarte” am Smart Home und wie unterscheidet sich das von vernetzten Haus?

Smart vs. Vernetzt

Smart Home, smarte Lichtschalter, smarter Ventilator. Das Wort als solches steht für ausgefuchst oder clever. Was ist nun an einem Smart Home clever? Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass oft mit Smart-irgendwas eher “vernetzt” gemeint ist. Man sieht es auch schon an der Werbesprache, wo oftmals davon gesprochen wird, dass man nun die Steckdose oder das Licht von unterwegs steuern kann oder die Kamera von unterwegs betrachten, die Türklingel von unterwegs bedienen kann. Vermutlich ist vernetzt allerdings nicht so ein toller Werbebegriff und man hat sich für smart entschieden (wie früher für HD, 3D, 2000 oder was auch immer)

Was kennzeichnet nun aber das smarte an einem Haus oder einer Steckdose? Meine persönliche Definition von smart in Verbindung mit home ist das selbständige Reagieren auf Sensor- und Umweltdaten - ganz ohne Nutzerinteraktion (autonom-reaktiv). Ein Smart Home kann auch in dem Sinne vernetzt sein, dass man über das Internet auf die Dienste zugreifen kann, muss es aber nicht.

Das smarte Home

Was wären nun beispiele für ein wirklich smartes im sinne von autonom-reaktives Haus? Hier gibt es viele Szenarien, die ich im folgenden kurz skizzieren werden:

  • Lüftungsanlage: Eine smarte Belüftungsanlage wird nicht mehr manuell über einen Schalter durch den Nutzer gesteuert (kann aber! Dazu später mehr), sondern reagiert autonom basierend auf Umweltdaten. Hierzu wird unter Zuhilfenahme von Sensoren die in diesem Fall Luftqualität (Temperatur, Luftfeuchte, gehalt von Giftstoffen, CO2, CO) permanent überwacht und beim erreichen bestimmter Schwellenwerte hoch- oder runtergeregelt, um ein vorher definiertes Klima aufrechtzuerhalten.

  • Sonnenschutz: Wenn im Winter die Sonne durch das Fenster scheint, werden die Räume aufgeheizt und man kann sich die teure und oftmals fossile Heizung sparen. Im Sommer hingegen ist dieser Effekt unerwünscht, weil so die Innentemperatur ungemütliche Höhen erreicht, die man dann wiederum unter Einsatz von Energie mittels Klimaanlagen herunter kühlen muss. Bei einem smarten Haus, wird nun ebenfalls unter Zuhilfenahme von Sensoren (Temperatur, Zeit, Licht) eine automatisierte Beschattung der Fenster gesteuert und beispielsweise die Rollos oder Vorhänge geschlossen oder bei Wolken geöffnet.

  • Licht: Das wohl im wahrsten Sinne des Wortes einleuchtende Beispiel ist die autonome Steuerung der Beleuchtung. Es fängt bei so banalen Sachen an, dass das Licht sich automatisch bei Dämmerung oder bei Bewegung einschaltet. Für die letzteren Beispiele braucht man auch kein Smart Home sondern lediglich Bewegungs- und Dämmerungssensoren (wobei aber hier dann die Vernetzung und die angepassten Konfigurationsmöglichkeit entfällt). Etwas mehr ausgeklügelt, oder neudeutsch sophisticated ist hingegen eine Coming-Home oder Leaving-Home-Lösung, bei der bestimmte Lichter bei Ankunft angeschaltet oder beim Verlassen ausgeschaltet werden, so dass man nicht ein dunkles Haus betreten muss. Auch in Verbindung mit Multimedia-Geräten ergibt sich eine sinnvolle und smarte ergänzung, wenn beispielsweise beim Einschalten des Fernsehers das Licht (wie im Kino) gedimmt wird und sich ggf. noch Vorhänge schließen, um den dann störenden Lichteinfall zu steuern.

  • Heizung: Eine wohlige Temperatur wird in den meisten Fällen durch Heizungen erreicht. Heizungen verbrauchen Energie und man sollte nicht nur aus Kostengründen die Heizung nicht betreiben, wenn das Haus oder die Wohnung leer ist. Bei einem smarten Home wird nun die Anwesenheit der Bewohner überwacht und die Heizung entsprechend automatisch reguliert. Im technisch ausgeklügelten Fall wird nun zusätzlich statistisch geprüft (neudeutsch: KI), wann üblicherweise ein Bewohner zu erwarten ist, und die Heizung entsprechend schon vor der Ankunft getriggert, damit die Temperatur beim Eintreffen des Bewohners bereits hoch genug ist.

Das sind nur ein paar mögliche Szenarien, die ein smartes von einem vernetzten Haus unterscheiden: Bei ersteren erfolgt die Steuerung automatisch, beim letzteren muss der Nutzer selber zu App greifen und kurz vor der Rückkehr aus der Ferne beispielsweise die Heizung anwerfen. Erwähnt sollte natürlich, dass ein smartes Haus oft auch vernetzt ist, so dass die manuelle Kontrolle aus der Ferne ebenfalls möglich ist.

Smart Home ist unaufdringlich

Licht oder Heizung per App zu steuern, klingt natürlich auf den ersten Blick ganz toll. Aber was ist, wenn Gäste im Haus sind? Möchte man jedem den Zugriff freigeben? Was ist bei Kindern? Oder was, wenn die Internetverbindung, das WLAN oder der externe “Cloud”-Dienst ausfällt und die App nicht mehr funktioniert.
Ein Smart Home sollte immer unaufdringlich sein und auch dann noch funktionieren, wenn etwas nicht erreichbar. Kurz: Es sollte auch noch klassisch über die angebrachten Schalter und Regler funktionieren. Diese Randnotiz ist extrem Wichtig, weil sie die Akzeptanz eines smarten Hauses erhöht und vor allem aber für Ausfallsicherheit sorgt.